334 – Kriminaltechnik beim LKA Baden-Württemberg
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Gast: Hagen Gunzenhauser, Volker Schäfer, Rasmus Förster Host: Markus Völter
Shownoter: Jochen Spalding
Im November habe ich das Landeskriminalamt Baden-Württemberg in Stuttgart besucht um mich dort zu Kriminaltechnik schlau zu machen. Nach einer kurzen Einführung zu den Aufgaben des LKA haben wir drei Themen genauer betrachtet: Daktyloskopie (mit Hagen Gunzenhauser), Waffen und Ballistik (mit Volker Schäfer) sowie DNA Analysen (mit Rasmus Förster).
Hagen Gunzenhauser / LKA Stuttgart
00:02:16Daktyloskopie | LKA Longhorn Stuttgart | Landeskriminalamt Stuttgart | Kriminaltechnisches Institut | Genetischer Fingerabdruck | Kriminaltechnisches Institut BW Jahresbericht 2016 | 3-D-Tatortvermessung (Virtual Reality - Virtuelle Realität) | Schutzpolizei | Kriminalpolizei
Daktyloskopie
00:16:57Papillarkörper | Talgdrüse | Aminosäuren | Ninhydrin | Ninhydrin-Reaktion zum Nachweis von Aminosäuren | Cyanacrylate | Forensik
Volker Schäfer / Waffen und Munition
00:45:06Volker Schäfer | Sachverständiger | Selbstladewaffe | Repetierwaffe | Treibladung | Waffenbesitzkarte | Beschussprüfung | Schmauch | Rauchschwache Pulver | Ballistik
Rasmus Förster / Molekularbiologie
01:28:49Molekularbiologie | DNA-Analyse | Genom | DNA-Sequenzierung | Elektrophorese | Elektropherogramm | Primer | Polymerase-Kettenreaktion | Bewertung von DNA-Mischspuren
cooler Podcast (wie immer), danke!
Hinweis zu der Skepsis gegenüber DNA-Analysen: vor wenigen Jahren gab es viele Hinweise auf einen Täter/ eine Täterin, die nicht plausibel waren. Es hat lange gedauert, bis man einen Fehler (Kontamination durch eine Person) bei der Herstellung der verwendeten Probewattestäbchen fand. genauere weiss ich leider nicht mehr, aber es hat lange zu Verwirrungen geführt und war dann ultrapeinlich.
PCR ist eigentlich ganz einfach:
(kompliziertes) Vorwissen
1.) Es gibt ein Enzym nach Polymerase.
dieses Enzym dient in der Natur dazu blanke Einzelstrang-Stellen im Genom zu reparieren. Aus sowas:
…..A-C-G T-C-A-…….
| | | | | |
…..T-G-C-A-C-A-G-T……..
wird dann sowas:
…..A-C-G-T-G-T-C-A-…….
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…..T-G-C-A-C-A-G-T……..
Das Enzym kann nur arbeiten wenn vor dem “blanken” Einzelstrang-Stück ein Doppelstrang liegt. Dieses Enzym hat eine Arbeitsrichtung, kann die Lücke also nur von einer Seite aus auffüllen.
2.) Man kann DNA sequenzieren, d.h. eine bestimmte festgelegte Abfolge von Basen aneinander hängen. Diese Sequenzen kann man in einem Labor bestellen, schickt denen eine email mit der gewünschten Sequenz als Text und bekommt dann ein Röhrchen mit ner Flüssigkeit die lauter Stränge mit der selben Sequenz aus Basen enthält (mit der Post … und ner Rechnung).
3.) DNA-Doppelstränge werden zu Einzelsträngen wenn man sie heiß macht, so ca. 95°.
4.) Einzelstränge lagern sich spontan wieder aneinander wenn sie abkühlen. Das geht natürlich nur wenn die Sequenzen auch zueinander passen, die Sequenz A-C-G kann sich nur an die Sequenz T-G-C anlagern. Je kürzer die Sequenzen desto schneller lagern die sich aneinander an. Wenn viele kurze Stränge in der Lösung sind dann lagern die sich schneller an ein langer “Gegen”-strang.
und jetzt der “einfache” Arbeitsablauf:
1. bestelle im Labor kurze, bekannte Sequenzen von DNA-Stücken, sogenannte Primer.
2. mische zu vermehrende DNA mit Basen, Primer, Polymerase und noch so Zeug (die Polymerase braucht Energie, der pH-Wert soll optimal sein …..)
3. koche das ganze -> Doppelstränge lösen sich
4. kühle ab -> die Primer lagern sich an den gewünschten Stellen an.
5. kühle ab/erhitze so das die Polymerase gut arbeiten kann (die hat ein Arbeitsoptimum)
Wiederhole Schritte 3 bis 5 so oft Du willst.
Dann hast Du das unbekannte Genom so oft vervielfacht das Du es in weiteren Schritten untersuchen kannst.
Das funktioniert übrigens nur weil so ein “seltsamer” Biologe sich mit den Bakterien aus den Tiefsee-Vulkanen beschäftigt hat. Die haben nämlich ne Polymerase die auch bei hohen Temperaturen noch stabil ist. Grundlagenforschung halt :)
Das Heilbronner Phantom (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Heilbronner_Phantom) war eine Mitarbeiterin, die die Watteatäbchen von Hand in den Probenahme-Röhrchen befestigt hat und an über 40 Tatorten nachgewiesen wurde. Diese waren damals zwar steril, aber nicht DNA-frei, erst seit diesem Vorfall ist die DNAinaktivierung mit Ethylenglykol eingeführt worden.
Der Fall ist zwar schon fast 10 Jahre alt, wird aber auch aktuell noch ab und zu als Beispiel in Artikeln verwendet. Der Wiki-Artikel ist lesenswert.
Das Mittel zur Inaktivierung der DNA ist Ethylenoxid, nicht Ethylenglykol.
Sehr interessant, besonders für Krimi-Kucker. :-)
Ich war dankbar für die mehreren Nachfragen bzgl. DNA-Analyse, hat bei mir mindestens genauso lange gedauert… Holgers Abhandlung oben hilft auch nochmal.
Sorry – war mir zu wenig Technik und zu wenig Details …